Posts by Gauge-Guy

    Bei den Schweizer Kurzpatronen 7,5x38mm St.Gew.Pat. 47 existieren unterschiedlichen Schaftlängen. Als Schaftlänge wird in diesem Fall ein Maß bezeichnet, welches vom Patronenboden bis zu einer Höhe gemessen wird, bei dem die Schulter einen Durchmesser von 10,5mm aufweist. Man erkennt die Unterschiede wenn man 2 dieser unterschiedlichen Patronen nebeneinander stellt.

    Die ursprüngliche Schaftlänge betrug 29mm (Zeichnungsnummer T41368) und wurde dann auf 30mm (Zeichnungsnummer T51645) erweitert. Soweit ich mich erinnern kann, ist der Grund dafür in der Innenballistik zu suchen. Unter Beibehaltung des Schulterwinkels von 40° wurde die Schulter nach vorne verschoben und damit der Hülsenhals um 1mm verkürzt.



    Unter Beibehaltung des Referenzmaßes 25,3 mit dem Durchmesser 12,08, sowie des Winkels von 40° muss sich der ganze Konus nach vorne schieben. Somit ergeben sich die Paarungen Schaftlänge 29/Halslänge 5,6 und Schaftlänge 30/Halslänge 4,6 Die Summe der beiden Maße beträgt immer 34,6 mm.

    Dies bedeutet, dass am Patronenlager der Waffe Veränderungen vorgenommen wurden, da die Hülse mehr Volumen benötigt hat. In der zeitlichen Abfolge von Schaftlänge 29 nach Schaftlänge 30. Es wurde also das Patronenlager der Waffen tiefer gerieben. Dies macht auch Sinn, da bei einer Durchmesserveränderung die vorhandenen Läufe unbrauchbar wären und neu, mit größeren Durchmessern neu hergestellt hätten werden müssen.

    Hier ein paar Bilder von Presswerkzeugen für Bodenstempel von Patronen. Es handelt sich im Werkzeuge aus dem Lake City Army Ammunition Plant und war für Patronen des Kalibers 7,62x51mm und 5,56x45mm vorgesehen. Die Stempel für Patronen des Kalibers 7,62mm waren einmal für Matchpatronen und einmal für Nicht-Nato-Patronen (US-Platzpatronen?) vorgesehen. Der dritte Stempel wurde bei der Herstellung von 5,56x45mm Natopatronen verwendet. Erkennbar ist dies am "Natokleeblatt" im Bodenstempel. Solche Werkzeuge werden in den USA als "Headstamp-Bunters" bezeichnet.





    In meiner Sammlung befinden sich 3 Patronen, deren Hülsen anscheinend wiederaufgearbeitet oder delaboriert und dann wiederverwendet wurden. Es sieht so aus, als wenn der ursprüngliche Bodenstempel ausgedreht wurde. Zwei der drei Patronen sind identisch. Es sind Jagdpatronen mit einem H-Mantel-Cu-Hohlspitzgeschoss. In die Ausdrehung des Bodens wurde ein neuer Bodenstempel eingeprägt:

    "N" = vermutlich der Hersteller = wäre hier Uttendörfer/Nürnberg

    "8x57 JS" = Kaliber

    Die dritte Patrone besitzt ein normales Teilmantelgeschoss und ebenfalls eine Ausdrehung des Bodens, die identisch ist, zu den anderen beiden Patronen. Nur weist sie keinen Bodenstempel auf.


    Bei allen drei Patronen ist der Hals mit einem "Factory-Crimp" versehen. Scheinbar wurden diese Patronen fabrikmäßig laboriert. Ich meine, so etwas schon mal gesehen zu haben, kann mich aber nicht mehr daran erinnern. Vielleicht kann ein anderer Sammler Licht in die Sache bringen.

    Da kann ich auch noch eine Geschichte zu solch einem Sachverhalt beitragen.

    In meinem Besitz befinden sich ein paar Hülsen des Kaliber 7,62x51/.308, die im Bereich der Schulter seltsam verformt sind. Passiert ist das ganze bei einem Anschiessen von Gewehren des Typs G3 bei der Bundeswehr. Ich habe als Anschuss-Schütze bei einem Gewehr bemerkt, dass der Rückstoss merklich größer, als gewohnt war. Bei der Untersuchung/Begutachtung der Hülsen habe ich bemerkt, dass die Hülsen aus diesem Gewehr im Bereich der Schulter/des Halses merkwürdige Verformungen aufzeigten. Weiterhin konnte man die Abbildung der Entlastungsrillen aus dem Patronenlager deutlicher sehen, als es normalerweise der Fall war. Dazu kam noch, dass die Zündhütchen nach hinten aus der Zündglocke ausgetreten sind und der Abdruck des Schlagbolzens mit einem Krater versehen war. Dies waren Anzeichen dafür, dass der Gasdruck höher als normal sein musste. Was sich natürlich dann auch im Rückstoß bemerkbar gemacht hat.

    Eine genauere Begutachtung ergab, dass sich im Patronenlager, und dort im Bereich Schulter/Hals ein Fremdkörper befunden haben musste, welche die Waffenfunktion beeinflusst hatte. Bei der „Vernehmung“ der anwesenden Soldaten stellte sich dann heraus, dass sich einer der Anwesenden dazu berufen gefühlt hatte, die Asche seiner Zigarette ins Patronenlager des Gewehres zu entsorgen. Beim Zuführen der Patrone wurde die Asche dort zerdrückt und verhinderte ein sauberes Anliegen der Hülse im Patronenlager. Weiterhin wurde damit auch der korrekte Verschlussabstand nicht eingehalten.

    Damit ergab sich dieser Zustand der Hülsen.